Mit Wahrheit und Verstand gegen die Klimakatastrophe

Etwa 200 Gäste waren auf Einladung von Bündnis90/DieGrünen in die Rohrmeisterei zum Vortrag von Dr. Udo Engelhardt gekommen.
Etwa 200 Gäste waren auf Einladung von Bündnis90/DieGrünen in die Rohrmeisterei zum Vortrag von Dr. Udo Engelhardt gekommen.

Für den Meeresbiologen ist eins sehr klar: Um tatsächlich die Erde vor einer Klimakatastrophe zu bewahren, muss sofort an den großen Schrauben gedreht werden. Und er benennt sie: Die Investitionen in alle Unternehmen, die den weiteren Abbau von fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle weiter fördern wollen, müssen gestoppt werden.  Das Stichwort: „Divestment“.  Weiter wichtig: Die Einstellung aller Subventionen, mit denen diese und andere Aktionen allein in der EU künstlich gefördert werden. Zuletzt: Eine wirksame CO2-Steuer, um die Emissionen zu verringern. Wie bereits viele Beispiele deutlich zeigen. Zwei Stunden referierte Dr. Udo Engelhardt vor etwa 240 Zuhörern in der Schwerter Rohrmeisterei. Eingeladen vom Ortsverein und Fraktion von Bündnis90/DieGrünen konnte er den interessierten Gästen deutlich aufzeigen, an welchem Zeitpunkt die Menschheit steht. Und er zeigte auf,  was ihr schon in nächster Zukunft bevorsteht, wenn sich nichts oder auch zu wenig ändert.

Für den Experten steht auf jeden Fall fest: Die Änderungen müssen jetzt eintreten. Es bleibe keine Zeit für große Verhandlungen, um auch nur annähernd das Ziel von einer Erderwärmung von zwei Grad Celsius zu verhindern. „Wir stehen aktuell beim Klimanotstand, kurz vor der Klimakatastrophe“. Mit dramatischen Beispielen aus den vergangenen zwei Jahren machte Engelhardt sehr deutlich, was auch auf die Bewohner Europas zukommt. Temperaturen von 51,3° Celsius in Algerien, 42,6° Celsius in Oman, 42,6° Celsius in Tokyo und mehr als 50° Celsius in Indien über mehrere Wochen seien nur der Vorgeschmack. Schon bald, so der Meeresbiologe, seien allein in Deutschland regelmäßig sehr heiße Sommermonate und sehr kalte Winter möglich.

Die Permafrost-Böden machen Sorgen

Dass die wissenschaftlich erhobenen Zahlen mittlerweile dramatisch sind, brauchte Dr. Udo Eberhardt nicht mehr hervorheben. Allein die Arktis und mit der zunehmenden Erderwärmung verursachte Schmelze verliere die Region mittlerweile zwei Milliarden Tonnen an Eis. Was wiederum bewirkt, dass der Eisspiegel, der die Sonnenstrahlen reflektiert, nicht mehr funktioniert.  Die Folge hier: Der wetterführende Jet-Stream in zehn Kilometer Höhe gerät nachhaltig aus dem Ruder. Neben der Eisschmelze beobachten die Wissenschaftler besorgt das Auftauen der Permafrost-Böden, die damit nicht nur Kohlendioxid freisetzen, sondern auch das durchaus klimawirksame Methan.

Dr. Udo Engelhardt

Was die Experten sehr besorgt: „Wir sind sehr, sehr deutlich am Kipp-Punkt der Klimaveränderung“, so Engelhardt. Wenn jetzt nichts passiere, können zahlreiche Klimaereignisse geschehen, die dann von Menschenhand nicht mehr kontrolliert werden können.  „Wir übertreffen jetzt schon viele konservativ formulierte Prognosen von Instituten und Wissenschaftlern um ein Vielfaches“, sagte er. Was man ihm auch anmerkt: Der Meeresbiologe macht Mut.  Trotz zahlreicher Beispiele von ihm, wie insbesondere die aktuelle Politik deutlich versagt, seien die Instrumente für eine Änderung mittlerweile vorhanden. „Das Kochbuch für die Politik liegt mittlerweile vor.“

Wichtigste Stellschrauben: Divestment und Subvention

Es gebe keinen Grund mehr, in die fossilen Brennstoffe zu investieren. Mittlerweile seien auch die regenerativen Energien immer billiger und damit wirtschaftlich verwendbar. Engelhardt macht dabei deutlich, wie viel Geld allein die öl- und gasfördernden Unternehmen allein in die Lobbyarbeit der Politik hinein stecken.  Die veröffentlichten Versprechungen dieser Firmen über Investitionen in regenerative Ideen seien ein Witz: Lediglich drei Prozent. Engelhardt deutlich: „Eine Verarsche“. Im Bezug auf die wirklich wichtigen Stellschrauben der notwendigen Veränderung spricht der Meeresbiologe die Subventionen deutlich an. Allein der Verzicht auf die Subventionen würde eine Einsparung von 28 Prozent der prognostizierten Emissionen bewirken. Der Fachmann lässt dabei kein gutes Haar am derzeitigen Finanzminister, Olaf Scholz. Den Versuch einiger EU-Länder, schon jetzt 25 Prozent des Budgets für Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen, werde Scholz mit einem deutschen Veto bedenken.

Aufforderung zum Protest

Großen Respekt zollt Dr. Udo Engelhardt gern dem ehemaligen Chef der amerikanischen Notenbank, Alan Greenspan, der beim Weltwirtschaftstreffen in Davos ein eindeutiges Statement für eine weltweit greifende Steuer abgibt. Noch mehr Respekt zollt Engelhardt der Aktion „Fridays for future“ und der Initiatorin Greta Thunberg. Er als Wissenschaftler habe sich gern zusammen mit 27000 anderen Kollegen zur Aktion „Scientists for future“ (Wissenschaftler für die Zukunft) entschlossen, um die Jugendbewegung für das Klima zu unterstützen. Die Aktion, die erneut am 29. November zu einem großen Klimastreiktag aufruft, agiere mit Wahrheit und Verstand. Den Schwerter Gästen in der Rohrmeisterei diktierte der Experte am Ende seines Vortrags noch etwas deutlicher ins Tagebuch: „Machen Sie da mit! Es reicht nicht, alle vier Jahre ein Kreuzchen zu machen“.

Die wichtigsten Links:

www.carbonbrief.org

www.ran.org

www.exponentialroadmap.org

www.climatefiles.com

Weitere Links werden wir an dieser Stelle später aufführen, wenn wir das Vortragsmaterial von Dr. Udo Engelhardt erhalten haben.

(cdv)

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