Zu Gast im Geisecker Rinderstall

 

Im fahlen Licht schimmern die Kerzen auf dem Tisch. Die Kühe und Rinder schnauben und scharren ein wenig im Stroh. Ab und zu muhen sie auch. Wir sitzen im Stall in Haus Rutenborn. Eines der ältesten Höfe, eine ehemalige Wasserburg. Wir, das sind die Mitglieder und Gäste der Arbeitsgemeinschaft Naturraum von Bündnis90/DieGrünen in Schwerte-Geisecke. Unsere Gastgeber sind Bernd und Birgit Schulte. Es gibt heißen Tee. 

Vorher zeigt uns Bernd Schulte die Charolais-Herde an den Ruhrwiesen. Den Tieren macht das herbstlich kühle Wetter noch nichts aus. Insgesamt 35 Mutterkühe, 35 Kälber und 13 Rinder versorgt das Ehepaar Schulte. Der Deckbulle weilt gerade an der Möhne. Laut schnatternd und mit den Flügel schlagen stieben die 100 Enten am Abend in den Stall. Birgit Schulte weiß sie dort vor dem Fuchs sicher.

Ziemlich genau 140 Hektar werden bewirtschaftet. Aus Weizen und Roggen wird später Mehl für Brote gemacht. Gerste und Mais dienen als Futter für die Tiere. Raps wird zu Bio-Treibstoff. Bohnen und Kleegras sind weiteres Futter für die Tiere. Die ehemalige Wasserburg hat das Ehepaar Schulte gepachtet. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. 

Bürokratie und Regelungswut

Wir wollen wissen, welche Herausforderungen die Schultes gerade meistern müssen. Die Antwort von Bernd Schulte kommt schnell: “Die Hälfte meiner Arbeitszeit verbringe ich im Büro für Regelungen und Dokumentation”, sagt der Landwirt, der er seit 40 Jahren ist. Für ihn ist es eine “Regelungswut”, die den Landwirten zu schaffen macht. Was ihn ebenfalls beschäftigt: Das Verbraucherverhalten. Hochwertige Erzeugnisse und Produkte lassen sich nicht zu einem Spottpreis produzieren.

Mehr als 300 Kunden haben Birgit und Bernd Schulte als Direktvermarkter in den vergangenen Jahren gewinnen können. Ein Achtel eines Rindes ist die kleinste Einheit, die man erwerben kann. Verarbeitet wird das Fleisch in den eigenen Räumen. “Es braucht”, sagt Bernd Schulte, “dafür einen wirklich guten Metzger”. Wenn das frisch geschlachtete Fleisch verarbeitet ist, ruft Birgit Schulte die Kunden an. Sie können es abholen. Verwunderlich: Die heimische Gastronomie weiß kaum von dem hochwertigen Fleisch, das hier produziert wird.

Schulen und Kindergärten als Kunden

Das Fleisch der Tiere, und nicht zuletzt dank der Art und Weise, wie Bernd und Birgit Schulte mit ihnen umgehen, hat höchste Qualität. Das wissen viele Stammkunden seit vielen Jahren. Doch das Etikett “Bio”lässt sich betriebswirtschaftlich nicht rechnen. Der Aufwand ist zu groß.

Wir überlegen gemeinsam, welche weiteren Vermarktungsmöglichkeiten es in Schwerte gibt. Und kommen schnell auf die Kantinen und Küchen der Schulen und Kindergärten in der Stadt. Auch sie sollten wissen, dass es direkt vor der eigenen Haustür diese Möglichkeiten gibt. Ein fahrender Verkauf und andere Möglichkeiten lassen sich betriebswirtschaftlich kaum durchrechnen. Die Idee, einen Agenten das Fleisch vermitteln zu lassen, kommt bei Bernd Schulte gut an.
(cdv)

 

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