Meinung: Sicherer Postplatz durch WLAN-Abschaltung?

 

Wie bringt man Menschen dazu, sich an die Abstandsregeln zu halten? Die Antwort der Stadt Schwerte ist da recht kreativ, man schaltet das öffentliche WLAN am Postplatz ab. Scheinbar denken im Rathaus Menschen, dass die Leute, die sich dort seit Wochen in Grüppchen treffen, das vor allem wegen der „gute(n) technischen Vorraussetzungen“ tun. Schließlich würden die da ja sitzen, um „gemeinsam im Internet zu surfen“. Wie schön, dass die Frage, warum der Postplatz für manche so attraktiv ist, endlich geklärt werden konnte.
Einmal ganz davon abgesehen, dass sich wohl kaum jemand – und schon gar nicht die üblichen Postplatzsitzer – draußen mit Freunden und Bekannten trifft, um „im Internet zu surfen“, zeigt diese Maßnahme, woran es in Schwerte hakt. Wenn sich seit Wochen regelmäßig Gruppen am Postplatz treffen, muss das aufgestockte Ordnungsamt eben regelmäßig dort auftauchen. Bei einem bekannten Hotspot von Verstößen sollte das machbar sein und könnte mittelfristig sogar das eigentliche Problem lösen. Auch und gerade, wenn städtische Angestellte dort, wie bereits geschehen, angespuckt werden, darf sich die Stadt nicht wegducken und muss mehr kontrollieren.
Die unfreiwillig komische WLAN-Abschaltung zeigt aber auch deutlich, wie schwer sich die Stadt mit der Digitalisierung tut. Der Hotspot am Postplatz ist einer von mageren zehn Standorten, in ganz Schwerte. Die Verwaltung hat auch nach mehreren Wochen noch kein Online-Angebot aufgebaut. Sie hat das offenkundig auch gar nicht vor, dabei hätte der Bedarf schon weit vor Corona bestanden. Schulen haben bereits nach Tagen angefangen, sich auf Online-Unterricht einzustellen. Das funktioniert nicht perfekt, aber immerhin wird der Versuch unternommen. Unternehmen, Vereine und viele weitere haben sich digital eigerichtet, um weiterarbeiten zu können. Die Stadt Schwerte? Schaltet sicherheitshalber dieses neumodische WLAN ab und bietet erst jetzt langsam wieder Service an, nach persönlicher Terminabsprache, klassisch in der Amtsstube. Hoffentlich ist zumindest der Faxempfang sichergestellt. FFS, wie man im Neuland gelegentlich sagt.

Michael Rotthowe

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